Klimatische Eigenschaften von Weinbaugebieten

Im letzten Jahrzehnt wurden zahlreiche Terroirstudien durchgeführt, die sich auf den Boden und die Geologie bezogen. Sie zielten darauf ab, die Weinbauparzellen zu charakterisieren, um den Produzenten bei der Auswahl der Rebsorten, der Unterlagen und der Anbaumethoden zu helfen. Nur wenige detaillierte Studien befassten sich mit dem Klima, geschweige denn mit dem Pedoklima. Es ist jedoch weithin anerkannt, dass das Klima einer der wichtigsten Faktoren ist, die das Weinbaupotenzial einer Parzelle charakterisieren. Die Kenntnis dieses Potenzials ist im heutigen wirtschaftlichen Weinbauumfeld, in dem die Qualität der Weine eine herausragende Rolle spielt, von entscheidender Bedeutung.

Die Charakterisierung der klimatischen Bedingungen in mittlerem Maßstab ist schwierig, aber die Differenzierung einer Region oder einer Appellation auf mesoklimatischer Ebene ist sehr wichtig, um die Valorisierung des Terroir-Potenzials auf der Ebene der Wahl des Paares Unterlage/Rebsorte optimieren zu können. Das Hauptziel des Projekts bestand darin, das Mesoklima des Genfer Weinbergs zu charakterisieren, indem eine große Anzahl von Weinbauparzellen in verschiedenen Zonen im gesamten Kanton Genf beobachtet wurde. Die Studie umfasste die Beobachtung des Verhaltens von 49 Gamaret- und 15 Gamay-Parzellen über drei Jahrgänge (2007 bis 2009).

Die verschiedenen phänologischen Messungen geben einen guten Einblick in die Entwicklungsdynamik jeder Parzelle und in die Frühreife der Region, in der die Parzellen liegen. Anhand von Hauptkomponentenanalysen (PCA) wurden die Unterscheidungskriterien herausgearbeitet, die das Frühzeitigkeitspotenzial jeder Parzelle beeinflussen. Diese sind: das Austriebsdatum, die Dauer zwischen Austrieb und Blüte und die Dauer zwischen Blüte und Véraison. Die Parzellen wurden dann in Zonen zusammengefasst und anschließend nach Parametern (Neigung, Exposition usw.) differenziert. Dies ermöglicht die Charakterisierung des Mesoklimas der verschiedenen Regionen und den Vergleich des Weinbaupotenzials der einzelnen Zonen.

Insgesamt wurden mehr als 210 Proben geerntet. Hier einige der wichtigsten Ergebnisse zur Weinlese :

  • Die Reife der Trauben wurde durch den Zeitpunkt des Austriebs und die Traubenlast beeinflusst. Eine Belastung von mehr als 1,2 kg/m2 verhinderte eine ausreichende Reife.
  • Parzellen mit einem frühen Austrieb erzielten die höchsten Zuckergehalte, auch wenn sie eine suboptimale Ausrichtung oder Neigung besaßen. Ein späterer Austrieb hingegen kann nur zum Teil durch eine sehr gute Ausrichtung oder eine Verlängerung der Reifezeit ausgeglichen werden.
  • 13C/12C-Isotopenanalysen zeigten, dass Weinreben, die auf Böden mit einem nutzbaren Wasservorrat von weniger als 100 mm gepflanzt waren, 2009 unter mäßigem Wasserstress litten. Außerdem wurden Messungen der Luft- und Bodentemperaturen durchgeführt. Die Analyse der Daten der 9 Wetterstationen (Lufttemperatur) ermöglichte es, die Merkmale der 3 beobachteten Jahrgänge hervorzuheben und eine gute Vorstellung von den zwischen den verschiedenen Zonen bestehenden Variationen des Mesoklimas zu bekommen. Sie ermöglichten es, wichtige Parameter wie die Dauer der regenfreien Perioden hervorzuheben. Dies gibt einen guten Hinweis darauf, wie viel Wasser der Boden enthalten muss, um die Reben vor zu starkem Wasserstress zu bewahren. Darüber hinaus zeigt die Analyse der Daten trotz der geografischen Nähe der Stationen Unterschiede in der Temperaturamplitude.
  • Die Messungen der Bodentemperatur zeigten einen eindeutigen Effekt der Bodentemperatur in 20 cm Höhe auf die Entwicklung der Reben zu Beginn der Saison und bis zur Blüte. Sich schnell erwärmende Böden (mit sandiger oder steiniger Textur), selbst in ungünstiger Lage, begünstigten eine frühe Entwicklung.

All diese Informationen ermöglichten es, die verschiedenen Zonen des Kantons zu charakterisieren und die wichtigsten Faktoren, einschließlich der klimatischen Parameter, zu ermitteln, die die Entwicklung der Reben beeinflussen.

Aufwertung

BURGOS S., ALMENDROS S. und FORTIER E. 2010. Umweltfaktoren und Phänologie der Reben im Kanton Genf. Schweizerische Zeitschrift für Weinbau, Obstbau und Gartenbau 42 (5): 288-295.

BURGOS S., ALMENDROS S. and FORTIER E. 2010. Impact of pedoclimatical conditions on the precocity potential of vineyards in the canton of Geneva (Switzerland). Proceedings of the 8th International Terroir Congress, Soave, Italy. 1: 20-25

FORTIER E., SHANI T. und BURGOS S. 2010. Begrünung der Genfer Weinberge: Bilanz und Perspektiven. Schweizerische Zeitschrift für Wein-, Obst- und Gartenbau 42 (2): 96-103.

BURGOS S., DAKHEL N. und ALMENDROS, S. 2008. Influence of tertiary and quaternary deposits on the wine potential of terroirs of the canton of Geneva, Switzerland. VII International Congress on Terroirs, Changins, Schweiz.

BURGOS S., DAKHEL N., DOCOURT M. und SCHWARZ J-J. 2008. Carte des sols viticoles genevois: vers une utilisation pratique. Schweizerische Zeitschrift für Weinbau, Obstbau und Gartenbau 40(4): 215 - 221

Verantwortlich für das Projekt in Changins Dr. Stephane Burgos T +41 22 363 40 50

2007 - 2010

Partner: Agroscope, Kanton Genf (Service de la viticulture, Laboratoire cantonal und Service de la géomatique), HEIG-VD (G2C) und EPFL (LPMC).

Finanzierung: HES-SO, Kanton Genf (Service de la viticulture), HES-SO Wallis (ITV)